Wiederaufbau mit lokalen Bautechniken
Departement Ouest, Haiti
MISEREOR arbeitet seit 50 Jahren in Haiti. Einer der Schwerpunkte ist der Bereich Ländliche Entwicklung. Nach dem Erdbeben am 12. Januar 2010 wurde in den ersten Monaten der Nothilfe zusammen mit den haitianischen Partnern ein Konzept zum erdbebengerechten Wiederaufbau von Wohnraum mithilfe traditioneller Typologien und Konstruktionstechniken entwickelt. Die Wirbelstürme von 2012, die erneut etliche Häuser beschädigten, lenkten das Augenmerk auf die zusätzliche Anforderung der Wirbelsturmsicherheit.
MISEREOR finanzierte über seine Partner in zwei Phasen sieben Wohnbauprojekte sowie weitere 38 Nebenprojekte. Allen lokalen Organisationen wurden nahegelegt, zunächst Initialhilfe für ein 22 m2 großes Basisgebäude zu geben. Im Gegensatz zu uniformen Einheitslösungen, sollten diese hinsichtlich Aufteilung der Räume, Fenster, Veranda und Anbauten individuell an den Kontext anpassbar und später durch die Familien erweiterbar sein. Wegen der geringeren Kosten sollte dies erlauben, einer sehr viel größeren Zahl von Bedürftigen zu helfen.
Durch den Bau-Prozess sollte eine größere Wertschätzung traditioneller Bauweisen in ländlichen Gemeinden und Institutionen erreicht werden und damit über den resilienten Wiederaufbau hinaus ein langfristiger Beitrag zur Verbesserung des prekären ländlichen Wohnens entstehen. Traditionelles Handwerk und lokale Wirtschaftskreisläufe sollten gestärkt werden – hierzu wurden 300 Handwerker im Rahmen des Projekts ausgebildet und die Projekt-Begünstigten am Bau beteiligt. Ein Nebenziel der Bauprojekte war die Wiederaufforstung mit Nutzholzbäumen, die in Zukunft den Ersatz von importiertem Bauholz durch lokales ermöglichen sollen.
Schließlich wurden Wohngebäude auf Betonfundamenten, –bodenplatten und einem Steinsockel errichtet. Lokale Materialien sollten soweit als möglich verwendet werden, deshalb übernimmt ein Fachwerk aus Holz die tragende Funktion und ist mit Steinen und Lehmmörtel, Lehmsteinen (Adobe) oder Flechtwerk mit Lehmbewurf (Clissage) ausgefacht. Wellblech bildet die Dachhaut und schützt auch eine kleine Veranda. Abschließend wurden die Gebäude durch die Bewohner*innen angemalt.
| Projektbeschreibung | 45 Projekte zur ländlichen Wohnraumversorgung nach dem Erdbeben 2010 | |
|---|---|---|
| Ort | Departement Ouest, Haiti | |
| Träger | Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e.V | |
| Partnerorganisation | FEPPMPH, GADRU | |
| Finanzierung | Spenden | |
| Projektzeitraum | Januar 2010 bis Dezember 2015 | |
Projektkosten | 16.000.000 € | |
Baukosten | 5.463 € pro Wohngebäude (22 m2) inkl. Bau der Modellhäuser, Handwerkerausbildung und Beratereinsätzen reine Baukosten: 1.600 - 1.900 € pro Haus (22 m2) | |
Bauzeit | 2010 - 2015 | |
Architektur & Fachplanung | Alexander Douline, Berater von MISEREOR und Mitglied von CRAterre | |
Ansprechpartnerin | Barbara Küpper | |
Weitere Informationen | www.misereor.de | |
blog.misereor.de | ||





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Mit den hier dargestellten Beispielen möchten wir die Bandbreite der Bauaufgaben und der damit verbundenen Herausforderungen in der Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe aufzeigen.


